Augen öffnen, Sensibilisierung für die Wahrnehmung der „schwächsten“ Verkehrsteilnehmer und Forschung im Feld der Verkehrssicherheit - dies sind die vorrangigen Ziele von „Augen auf!“. In Zusammenarbeit mit SchülerInnen von 3 Schulen der Sekundarstufen I und II und von 3 weiteren Volksschulen werden Erkenntnisse über die Wahrnehmung von Kindern/Jugendlichen im Straßenverkehr und Schwachstellen in der Straßenraumgestaltung durch „Fußgängerchecks“, Eyetracking-Untersuchungen und Interviews erarbeitet. Die SchülerInnen erforschen aktiv Probleme und arbeiten Lösungsmöglichkeiten aus, welche sie in einer Ausstellung und einer „Werbe-Kampagne“ der Öffentlichkeit präsentieren. Durch cross-age-peer-tutoring geben die SchülerInnen ihr Wissen untereinander weiter und erfahren erlebnisreich innovative Forschung.
Kinder sehen die Welt anders und nehmen sie auf ganz besondere Art wahr.
Das Projekt "Augen auf!" soll in verschiedener Hinsicht Augen öffnen:
- für die Prozesse hinter der Verkehrsplanung und Mobilitätsforschung
- für Möglichkeiten zur Steigerung der Verkehrssicherheit im sensiblen Schulumfeld
- für die Wahrnehmung und Sichtfelder von Kindern
- für Chancen, durch Verkehrssicherheitskampagnen etwas zu bewirken
Im Rahmen von "Augen auf!" werden in workshops und Klassenprojekten Grundlagen und Hintergrundwissen zur Verkehrsplanung und Mobilitätsforschung mit Fokus auf das Schulumfeld von den SchülerInnen unter Nutzung der pädagogischen Methode des LdL - Lernen durch Lehren ausgearbeitet. Die älteren SchülerInnen geben das gewonnene Wissen und Informationen an jüngere SchülerInnen weiter (cross-age-peer-tutoring) und erarbeiten eigenständig Lösungen für Gestaltungsdefizite und werten wissenschaftlich erhobene Daten aus.
Um das Projekt für die SchülerInnen praxisnah zu gestalten, werden drei Schwerpunkte gesetzt, welche die Ziele des Gesamtprojektes definieren:
Forschung – Aktion „Ich sehe was, was du nicht siehst“
Inhalt: | Hands-on-Forschung mit Hilfe von mobilen und stationären eye-tracking-Systemen und Interviews. Erarbeitung von Grundlagenwissen in der Sichtfeldforschung und Beurteilung von Verhaltensmustern von Kindern und Jugendlichen. Vor-Ort-Untersuchung von Schulumfeldern und Definition von Problempunkten in der Straßenraumgestaltung. Herstellung der Zusammenhänge zwischen eye-tracking und Umfeldsituation – Bezug zur Verkehrssicherheitsforschung. Ergänzende Aktionen durch Projektpartner und in Zusammenarbeit mit dem BSVÖ. | |
Methode: | Eye-tracking / Begehungen / Interviews / Vorträge von Projektpartnern / hands-on-Aktivitäten | |
Ergebnisse: | Basiswissen im Bereich der Blickfeldforschung und der Verkehrssicherheitsforschung |
Planung und Entwicklung – Aktion „Mein Weg – dein Weg“
Inhalt: | In Gruppenarbeiten/Klassenprojekten werden auf Basis der Forschungsergebnisse von den SchülerInnen Maßnahmen zur Verbesserung der betreffenden Schulumfelder ausgearbeitet. Die SchülerInnen der Sekundarstufen II ergänzen das Projekt mit Vergleichen von Praxis zur geltenden Richtlinien. | |
Methode: | Malwettbewerb / Klassenprojekte / Arbeitskreise | |
Ergebnisse: | Maßnahmen für die Schulumfeldgestaltung / Projekt Praxis vs. Theorie |
Public Relations – „Aktion Zebra“
Inhalt: | Bewusstseinsbildung auf allen Ebenen (Kinder / Jugendliche / Erwachsene). Im Rahmen der „Aktion Zebra“ organisieren die SchülerInnen eine Ausstellung bzw. einen Infotag. Hier werden die Arbeiten und Ergebnisse gemeinschaftlich präsentiert. In Zusammenarbeit mit Studenten der Medienwirtschaft wird der Zusammenhang zur Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen einer PR-Kampagne hergestellt. | |
Methode: | Klassen-/Studentenarbeit / Ausstellung / PR-Kampagne | |
Ergebnisse: | „Aktion Zebra“ mit Ausstellung und Infotag / Veröffentlichungen in verschiedenen print-Medien (Gemeindezeitung, Bezirksblätter) |
Methodik
Methodisch wurde mit einem Mix aus verschiedenen Methoden gearbeitet. So zum Beispiel mit dem von Walkspace Mobilität erprobten Verfahren der FußgängerInnen-Checks, bei dem es darum geht Schwachstellen im bestehenden Fußwegenetz zu analysieren und Verbesserungsvorschläge in Zusammenarbeit mit den NutzerInnen (in diesem Fall die SchülerInnen) durch Begehungen vor Ort zu erarbeiten.
Die Erkenntnisse aus den Fußgänger-Checks, von denen sich die Hauptgehrouten ablesen ließen, waren die Basis für die weitere Arbeit mittels Eye-Tracking. Dabei wurde das Verhalten der SchülerInnen in verschiedenen Situationen auf den Routen per Video festgehalten und mittels Codierbogen nach den fünf festgelegten Schwerpunkten (Beachtung der Verkehrsregeln, Gefahrenstellen, Verhalten ohne Gehsteig bzw. bei Ausweichrouten, Verhalten bei Hauseinfahrten, Verhalten bei Kreuzungen im Straßenraum) ausgewertet.
Auch die SchülerInnen konnten Eye-Tracking-Videos analysieren. Hintergrund dessen war die Sensibilisierung der SchülerInnen für Gefahren und richtiges Verhalten im Straßenverkehr. Im Rahmen eines Malwettbewerbs konnten die SchülerInnen zudem ihre Ideen für ihr gewünschtes Schulumfeld darstellen. Abschließend wurde eine Umfrage mit den Eltern durchgeführt, um die Grundsatzfrage abzuklären, wie die SchülerInnen in die Schule kommen bzw. die Gründe für die jeweilige Verkehrsmittelwahl.
Erkenntnisse und Ergebnisse
Trotz meist geringer Distanz zur Schule werden SchülerInnen von den Eltern häufig per Auto gebracht, der Großteil kommt jedoch zu Fuß. Generell werden von den SchülerInnen jene Wege und Plätze in der Schulumgebung geschätzt (Wohlfühlorte), an denen es ruhig ist, die Spiel- und Aufenthaltsqualitäten bieten und über Grünelemente verfügen, wobei dies nicht bedeuten muss, dass diese Wege die kürzesten und sichersten sind.
Die Untersuchungen mittels mobilem Eye-Tracking, die mit 41 VolksschülerInnen an 3 Standorten (Krems, Grafenwörth und Fels im Bundesland Niederösterreich) durchgeführt wurde, brachten u.a. folgende Erkenntnisse: Alle Kinder nutzten Gehsteige, sofern welche vorhanden waren, wobei 90% eine Straße überqueren müssen. Dabei wählt jedes zehnte Kind keinen Zebrastreifen bzw. nicht den direkten Weg, wenn sie eine Straße überqueren, sondern quert diese schräg. Außerdem wurden Ablenkungen durch das Umfeld bzw. andere Personen beobachtet: So ließ sich jedes zehnte Kind durch andere Personen ablenken. Insgesamt wird jedes zweite Kind bei Kreuzungen des Straßenraumes, beim Passieren der Hauseinfahrten oder Teilstücken ohne Gehsteig abgelenkt. Am häufigsten sind allerdings kurze Unaufmerksamkeiten bei geschlossenen Hauseinfahrten.
Die Schulen haben infolge dessen, auf Basis der gewonnen Erkenntnisse, Maßnahmen formuliert, die den verantwortlichen BürgermeisterInnen präsentiert wurden. Über den Verlauf des Projekts und die Ergebnisse wurde laufend über diverse Medien informiert, so zum Beispiel über eine eigens eingerichtete Projekthomepage bzw. über den Newsletter von Walkspace Mobilität. Auch im Rahmen der VIII. Fachkonferenz für FußgängerInnen in Innsbruck konnte das Wissen und die Erfahrung aus dem Projekt an interessierte Fachpersonen aus dem In- und Ausland vermittelt werden.
Die Methodik, Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts werden im Rahmen der "Speed-Dating" - Session bei der X. Fachkonferenz für FußgängerInnen 2016 in Baden präsentiert.
Weitere Infos: Projektwebpage
Weitere Infos: FußgängerInnen-Check
Ein Projekt mit Unterstützung der FFG.
Projektpartner:
Retter & Partner, DI Alberts
WalkSpace Mobilität, DI Schwab
FH St. Pölten, Österr. Institut f. Medienwirtschaft, Dr. Grüblbauer