Qualitäten für FußgängerInnen - Raum für alle
Von der „Trolley-Generation“ zur „Rollator-“ und „Jolly“-Generation
Beim FußgängerInnenseminar Graz standen am 24. und 25.9.2009 sämtliche Aspekte rund um die Qualitäten des Zu-Fuß-Gehens im Mittelpunkt. Unter den ca. 100 TeilnehmerInnen aus den Bereichen Verkehrs- und Raumplanung, der Verwaltung, Forschung und Privatwirtschaft, sowie der Politik als auch NGOs wurden an zwei Tagen u.a. folgende Fragen diskutiert:
- Begegnungszonen / Shared Space Konzepte: taugen sie für Kinder, Alte und behinderte Menschen?
- Was brauchen und fordern seheingeschränkte Menschen für Ihre Mobilität im öffentlichen Raum?
- Konflikt Radfahrer – Fußgänger ? Viel Verkehr auf wenig Raum? Wie sieht ein neues Planungsverständnis aus?
Die Stadt Graz hat bisher viel in Richtung sanfter Mobilitätsformen getan - im Stadtverkehr ist insbesondere das radfahrerInnenfreundliche Klima zunehmend zu spüren. Ein idealer Tagungsort somit, um die Anforderungen einer vermehrt fußgängerInnenfreundlichen Planung und Straßenraumgestaltung ins Bewusstsein zu rücken.
Das Land Steiermark brachte seine Erfahrungen über umfassende Gesamtkonzepte ein - besonders im Verkehrssicherheitsbereich und in der Umsetzung von Modellvorhaben für Straßenraumgestaltungen (z.B. KISI von Dr. Knauer-Lukas und den „Blick in die Shared Space-Werkstatt" durch Thomas Pilz / FGM).
Versucht wurde das Bewusstsein für die Bedeutung des FußgängerInnenverkehrs in drei thematische Workshops zu schärfen:
- Raum für alle: Begegnungszonen / Shared Space: für Kinder
- FußgängerInnen / RadfahrerInnen - Verkehrssicherheit / Komfortfragen
- Gehen für junge Leute - sicher und attraktiv.
Details zum Ablauf des Seminars am 24., 25.9.2009 siehe Programm:
Bildimpressionen vom Seminar Graz: Fotogalerie
Von der „Trolley-Generation“ zur „Rollator-“ und „Jolly“-Generation
In Zukunft wird ein verstärktes Augenmerk von der „Trolley"-Generation (= Rollen für Geschäftswege, Einkaufswege, „Kinderwagerl"-Wege, ...) hin zu den Bedürfnissen der älteren Generation („Rollator"-Generation) und der Kinder („Jolly"- Generation) notwendig sein - Raum für alle - unter Einbeziehung der Erfahrungen spezieller Gruppen (z.B. der Seheingeschränkten und Blinden bei „Begegnungszonenkonzepten".
Im Rahmen des Workshops 1 appellierte die Gruppe der Blinden und Sehschwachen, vertreten in der Person von Ben Jost und Ann Linhart-Eicher (vom Steirischen Blinden- und Sehbehindertenverband), besonders an die Teilhabemöglichkeit im öffentlichen Raum durch tastbare und akustische Leitsysteme. Kommunale Umgestaltungsprojekte brauchen v.a. eine qualitätsvolle BürgerInnenbeteiligung, ein räumliches Leitbild, Finanzierung der Umsetzung, „Shifting der Parkplätze", Pilotprojekte in Österreich und Einbeziehung von Interessensvertretungen.
Erfahrungen von Fußverkehr Schweiz zeigen: es gibt kein Sicherheitsproblem in Begegnungszonen - sondern wenn, dann ein „Orientierungsproblem".
Zum Thema Verkehrssicherheit und Komfortfragen beim Zusammenspiel zwischen RadfahrerInnen und FußgängerInnen wurde festgestellt, dass v.a. ältere Menschen Angst vor Konflikten auf Mischverkehrsflächen haben. Ein verantwortungsvolles Miteinander ist durch geeignete Gestaltung und Respekt jedoch möglich.
Der Workshop 3 legte den Fokus auf die junge Generation und deren Bedürfnisse. Dazu berichteten drei Kinder vom Kinderparlament Graz - darunter der Kinderbürgermeister Mathias Schmidt - über Ihre Bedürfnisse und Erlebnisse am Schulweg. Ergänzt wurden diese Erfahrungen vom Kinderbüro Steiermark - DIE Lobbystelle für Kinder und Jugendliche. Als entscheidendes Ergebnis des Workshops wurde die Wertschätzung der Kinder gesehen. Die Bedürfnisse der jungen Generation müssen ernst genommen werden und sollten daher schon im Planungsprozess - insbesondere bei kindgerechten Straßenraumgestaltungen Beachtung finden. Aufgrund der hohen Lernfähigkeit der Kinder darf Ihnen auch ohneweiters eine eigenständige Mobilität zugesprochen werden. Bewusstseinsbildende Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang gleichermaßen für Kinder wie Erwachsene bedeutend.
Als Abschluss des FußgängerInnenseminars Graz wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion - unter der Teilnahme der ReferentInnen:
- Marco Hüttenmoser (Dokumentationsstelle „Kind und Umwelt", CH),
- Hartmut Topp (TU-Kaiserslautern, D),
- Marie-Luise Fertner (Kuratorium f. Verkehrssicherheit),
- Thomas Schweizer (Fussverkehr Schweiz, CH),
- Martin Kroißenbrunner (Stadt Graz),
- Maria Knauer-Lukas (Land Steiermark)
- und der MitveranstalterIn Monika Zachhuber (Kinderbüro Steiermark)
zahlreiche Ergebnisse festgehalten. Details dazu: siehe >> Pressemitteilung
Für alle interessierten TeilnehmerInnen gab es auch diesmal wieder die Gelegenheit an einem geführten Stadtrundgang teilzunehmen. Frau Vizebürgermeisterin Lisa Rücker zeigte interessante Punkte der Grazer Innenstadt und besichtigte mit etwa 20 TeilnehmerInnen aktuelle FußgängerInnenprojekte der Stadt Graz.
Lesen Sie hierzu auch den Artikel "20 Minuten blind" (Rosinak & Partner).
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