„Da ist was los im lebenswerten Straßenraum"
17. und 18. Oktober 2019 | Kufstein, Tirol | Kultur Quartier
Vorträge | Präsentationen | Workshops | Speed-Dating | Good-Practice |
Vernetzung | "Walk-Shops" (Rundgänge) und regionale Exkursionen
Walk-space.at bedankt sich bei 180 Personen für die Teilnahme und Mitwirkung bei der Österr. Fachkonferenz für FußgängerInnen 2019 in Kufstein.
Konferenzschwerpunkte:
- Nachhaltige aktive Begegnungsräume - Strategien für Gemeinden
- Lebenswerter Straßenraum
- Begegnungszonen: bisherige Erfahrungen, neue Entwicklungen & Möblierung
- Mobilität der Zukunft aktiv: Forschung / Big Data / Tools
- Ge(h)sunde Begegnungsräume - Bewegung und Prävention
- FußgängerInnen, (e)-Scooter und Trendsportgeräte - wem gehört der Gehbereich?
Unter dem Motto "Da ist was los im lebenswerten Straßenraum" diskutierten beim RoundTable LH-Stv.in Mag.a Felipe, Bürgermeister Mag. Krumschnabel und Stadtrat DI Hohenauer (Stadt Kufstein), DI Thaler (BMNT), Stadtbaumeisterin DIin Dr.in Bader (Stadt Kufstein), DI Schlosser (Land Tirol, Verkehrsplanung) und DI Schwab, Walk-space.at Obmann.
Im Zuge der Eröffnung unterzeichnete der Bürgermeister von Kufstein auch die Charta für das Zufußgehen.
An zwei Konferenztagen fanden 7 Plenarvorträge, 2 Round Table Diskussionen und 3 Workshops & 3 Sessions mit insgesamt 32 Impulsbeiträgen statt. Zudem luden 35 „Speed-Dating“- Projektvorstellungen zur Vernetzung und zum Austausch ein.
3 Walk-Shops – von ExpertInnen geführte Rundgänge durch die Stadt – und eine regionale Exkursion nach Innsbruck zeigten aktuelle Begegnungszonen, das neue Leitsystem und die Architekturperlen der Stadt.
Die Fachkonferenz gab Anregungen zur Gestaltung und Aufwertung des öffentlichen Raums, stellt Strategien zur aktiven Zentrumsentwicklung vor und vermittelt Erfahrungen in der Umsetzung von Begegnungszonen. Zudem wurde der Umgang mit neuen Mobilitätstrends wie den E- Scootern in Österreich wie auch international (Deutschland, Schweiz,...) beleuchtet. Darüber hinaus standen Fragen zur Mobilität der Zukunft sowie Gesundheitseffekte des Gehens im Mittelpunkt.
Die Konferenz des Österr. Vereins für FußgängerInnen - Walk-space.at fand mittlerweile zum 13. Mal statt und wurde in Kooperation und Zusammenarbeit mit der Stadt Kufstein, dem Land Tirol, dem BMVIT, dem BMNT, dem FGÖ und dem BMASGK, Österr. Städtebund und opennetworks ausgetragen.
Wir danken allen KooperationspartnerInnen und Sponsoren!
Falls Sie bei der Konferenz persönlich verhindert gewesen sind bzw. Interesse an den Inhalten der Konferenz haben, können Sie gerne die Doku-CD mit allen freigegebenen Beiträgen sowie der Abstract-Tagungsmappe bestellen.
Die Präsentationen zu den Beiträgen im Plenum, in den Workshops und Sessions inkl. aller Flipchartprotokolle, sowie den "Speed-Dating" - Projektvorstellungen, der Abstractmappe und zusätzlichen Informationsmaterialien sind kompakt auf ein CD dokumentiert.
Infos & Bestellung: » Infoflyer Doku-CD (.pdf)
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Am ersten Konferenztag wurden Konzepte für nachhaltige Begegnungsräume und Strategien für Gemeinden zur Belebung der Ortszentren vorgestellt. Dabei wurde herausgestrichen, dass die Entwicklung neuer Begegnungsräume auf Ortszentren stärkend wirkt. Als "Hauptstadt der Begegnungszonen in Österreich" gilt Kufstein als Musterbeispiel für fußgängerfreundliche Gestaltungen. Herr Stadtrat DI Hohenauer brachte dazu wertvolle Erfahrungen hinsichtlich der Umsetzung von Begegnungszonen ein.
Manuel Tschenet präsentierte Entwicklungen, Vorhaben und Visionen zur Region. Eine zentrale Aufgabe des Regionalmanagements Kufstein & Umgebung ist es, den Anteil am Umweltverbund (zu Fuß gehen, Fahrrad fahren, Öffentlicher Verkehr) zu erhöhen und Alternativen zum PKW vor Ort zu entwickeln. Ein Fahrradverleihsystem, das Mobilitätsforum "Wirtschaft" und die Neukonzeption des städtischen und regionalen Bussystems sind einige Projekte der Zukunft, um dieses Ziel zu erreichen.
Im ersten internationalen Plenarbeitrag gab Heiner Monheim zu bedenken, dass der Fußverkehr intensiv zur Belebung öffentlicher Räume beiträgt. Er brachte schlüssige Argumente, warum dem Fußverkehr mehr Bedeutung zukommen sollte, wie beispielsweise: Ruhender Fußverkehr benötigt seinen Platz und auch Qualitäten – aktuelle Planungen bestimmen die Mobilität der Zukunft, daher sollte und muß bereits jetzt begonnen werden die Fußgängerstadt für Morgen zu bauen.
Thomas Schweizer betonte, dass Anbieter von Wohnungssiedlungen bei der Mobilitätsfrage eine wichtige Rolle spielen: Es sollte bereits bei der Planung auf die Möglichkeit des autofreien Wohnens geachtet werden. Im Rahmen des mehrjährigen Projekts „Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen“ konnte nachgewiesen werden, dass Parkplätze innerhalb von Siedlungen auch zu einem hohen Autobestand führen. Es sei daher wichtig, schon vor der Errichtung neuer Wohnanlagen auf die Zentralität, eine aktiv-mobile Erreichbarkeit und entsprechende Gestaltung öffentlicher Räume wie z.B. Begegnungszonen sowie Car-Sharing Systeme zu achten.
Im Rahmen der Eröffnungsdiskussion betonte Fr. LH-Stv.in Mag.a Felipe die Bedeutung von fußgängerfreundlichen Gestaltungen. Städte müssten den Fußverkehr zum „Mainstream“ machen, ergänzte DI Thaler (BMNT) und verwies auf den Masterplan Gehen. In diesem Zusammenhang strich DI Schwab (Walk-space.at) die Unterstützungsmöglichkeiten des Vereins bei Fußwegenetzplanungen hervor, denn mit dem „FußgängerInnen-Check“ werden Potentiale im Wegenetz von Städten und Gemeinden umfassend und zuverlässig erfasst.
DI Schlosser (Land Tirol, Verkehrsplanung) brachte aktuelle Beispiele wie die Begegnungszone in Prutz/Tirol in die Diskussion ein. Er gab auch das Potential von Schulstraßen zu Bedenken und betonte die Bewusstseinsarbeit im Bereich der Mobilität. Aktuelle Trends und das Bewusstsein für den Klimawandel geben Schwung zur Veränderung. „Dranbleiben“ ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, wie Bürgermeister Mag. Krumschnabel im Gespräch abschließend feststellten.
Mit der Unterzeichnung der Charta für das Gehen und der unterstützenden Walk-space Mitgliedschaft durch Bürgermeister Mag. Krumschnabel wurde hervorgehoben, dass der Fußverkehr ein integraler Bestandteil des Gesamtverkehrs ist.
Zwei TeilnehmerInnen wussten die korrekten Antworten im klimaaktiv Gewinnspiel und konnten mit einem neuen klimaaktiv Trolley nach Hause gehen. Robert Thaler vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus gratulierte den glücklichen PreisträgerInnen.
In diesem Parallel-Workshop diskutierten nationale und internationale ExpertInnen, u.a. wie Straßenräume kleiner Gemeinden und Städte nachhaltig und klimafit werden können.
Die nationale Strategie für die Förderung des Zu Fuß Gehens ist im Masterplan Gehen verankert. Auf den Aktivitäten der bundesweiten Arbeitsgruppe aufbauend, wurde eine Unterarbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich gezielt der Maßnahme „Schaffung FußgängerInnen-freundlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen“ widmet. Holger Heinfellner vom Umweltbundesamt und Werner Thalhammer vom BMNT gaben einen Einblick in die laufenden Aktivitäten dieser Arbeitsgruppe. Im Zuge dessen wurde auch auf die neue Internetplattform zum Thema Gehen hingewiesen.
Wie Leitsysteme nachhaltige Mobilität fördern, erklärte Christian Lunger von motasdesign. Durch richtig gestaltete Leitsysteme können FußgängerInnen darauf aufmerksam gemacht werden, wie nahe bestimmte Plätze und Orte sind und wie schnell man diese zu Fuß oder mit dem Rad erreichen kann. Fußgängerleitsysteme haben oft eine touristische Grundlage, aber Leitsysteme sind für alle FußgängerInnen hilfreich.
Wie wichtig nachhaltige Mobilität besonders am Weg zur Schule ist, präsentierte Martina Abraham vom Klimabündnis Tirol. Mithilfe eines Mobilitätsmanagements für Kinder, Eltern und Schulen wird nachhaltige Mobilität gefördert. Dabei werden Schulen, beginnend vom Kindergarten, bis zu höher bildenden Schulen durch ein vielseitiges Angebot unterstützt und individuell für jede Einrichtung ein Maßnahmenkatalog erstellt.
Welche Aspekte es zu beachten gilt, um Straßen klimafit und klimagerecht zu planen, erklärten Michael Skoric von con.sens. mobilitätsdesign und Daniel Zimmermann von 3:0 Landschaftsarchitektur. Basierend auf der interdisziplinären Zusammenarbeit von drei Unternehmen verfolgen sie das Ziel, Straßen so zu planen, dass sie nachhaltig der negativen Klimaentwicklung entgegen wirken. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die richtige Bepflanzung, nicht nur beim Neubau von Strassen, sondern auch beim derzeitigen Bestand.
Erfolgreich umgesetzte Beispiele wie die FUZO und BEZO in der Mariahilfer Straße, der Neubau in der Rotenturmstraße und die Lange Gasse präsentierte Rüdiger Maresch, Landtagsabgeordneter der Stadt Wien. Durch mehr Wasser im öffentlichen Raum, neuen Bepflanzungen und Verkehrsberuhigungen, profitieren auch weitere Beispiele wie der Reumannplatz, die Neulerchenfelder Straße, die Praterstraße und die Zieglergasse.
In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem diskutiert wie wichtig es wäre, Förderungen - besonders im Bereich der Städteplanung, aber auch der Fußverkehrsförderung nicht nur auf landesrechtliche Ebene sondern auch auf europäische Ebene zu stellen. Auch wurde klar, wie wichtig eine gesamtheitliche Betrachtung von Rad- und Fuß-Verkehr, aber auch öffentlichem Verkehr ist.
Wesentliche Erfolgsfaktoren und Maßnahmen zur baulichen Umsetzung sowie Aspekte der Möblierung standen in diesem Workshop zur Diskussion.
Dazu gab Frau Stadtbaumeisterin Elisabeth Bader technische Details in Bezug auf Gestaltung und Realisierung der Begegnungszonen in Kufstein preis und zeigte Möblierungsbeispiele – wie die neuen „Kuf-Steine“ am Bahnhof auf. Weitere interessante Tiroler Beispiele waren St. Johann, Wattens und Prutz, die von Christoph Schwarz (AAPS) wie auch Ursula Faix (FXA) vorgestellt wurden.
Begegnungszonen stellen für sehbeeinträchtigte und blinde Personen eine große Herausforderung dar. Günther Ertl vom BhW barrierefrei gab Anregungen, worauf bei der Gestaltung geachtet werden muss, damit Begegnungszonen für alle nutzbar sind.
Welche Herausforderungen es bei der Umsetzung einer Begegnungszone zu meistern gilt, schilderte Teresa Kallsperger, die Fuß- u. Radkoordinatorin der Stadt Innsbruck, am Vorhaben zur Umgestaltung des Mariahilfplatzes. Im Rahmen eines BürgerInnenbeteiligungsprozesses in Innsbrucks ältestem Stadtteil, Anpruggen, erarbeiteten mehr als hundert AnwohnerInnen wichtige Zukunftsthemen. Die Einrichtung einer Begegnungszone und die Optimierung des Rad- und Fußwegenetzes sind dabei zentrale Elemente der Weiterentwicklung.
Intensiv wurde in diesem Workshop zum aktuellen Thema der (e)-Scooter diskutiert. In ihrem Einstiegsstatement berichtete Martina Strasser (Walk-space.at) über die österr. Aktion: #GehsteigistkeinFahrsteig.
Thomas Schweizer (CH) zeigte auf, mit welchen Herausforderungen Zufußgehende konfrontiert sind. Er formulierte Forderungen der Interessenslobby in der Schweiz, um das Trottoir als Ort zu schützen, an dem sich alle FußgängerInnen sicher fühlen sollten.
Im Anschluss präsentierte Klemens Schwieger (AIT) erste Ergebnisse des Projekts „e-Walk“. Demnach eröffnen e-Scooter ein großes Potenzial für eine Verkehrsverlagerung, weg vom Auto. Denn eine große Zahl an ArbeitspendlerInnen bewegt sich innerhalb einer durchschnittlichen Raddistanz (ca. 3 - 4 km). Um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, bedarf es jedoch an infrastrukturellen, an rechtlichen, an fahrzeugseitigen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen.
Derzeit ist in Deutschland die Nutzung von Gehwegen und Fußgängerzonen durch Elektrokleinstfahrzeuge mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 11 km/h zulässig. Torsten Belter (D) sieht dies kritisch und stellt in seinem Beitrag rechtlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Kommunen sowie stadtinterne Abwägungsprozesse dar. Er gab außerdem Empfehlungen für Vereinbarungen mit den Sharing-Anbietern von e-Scootern.
Abschließend brachte Jakob Feigl von Circ die Sicht der Sharing-Anbieter ein und gibt zu bedenken, dass der Boom bei der Nutzung von e-Scootern als Chance gesehen werden kann, die autozentrierte Mobilität zu überdenken.
Die Teilnehmenden diskutierten im Zuge dieses Workshops die Nutzung (Alltag, Freizeit, Tourismus) und Wegelängen von E-Scootern, die ÖV-Mitnahme, das Abstellen, die Nutzungsregeln, eine allfällige Helmpflicht und Anregungen für Schulungen.
Den Weg zu einer aktiven Zentrumsentwicklung skizierte Korbinian Kroiß von nonconform im letzten Plenarbeitrag dieses Tages. Am Beispiel der Kleinstadt Trofaich in der Steiermark (12.000 EW) zeigt er auf, wie ein „Krapfen-Effekt“ erfolgreich gestartet werden kann. In den vergangenen vier Jahren wurde durch eine Vielzahl von Interventionen und Maßnahmen das Zentrum Schritt für Schritt wiederbelebt. Eine partizipative Raumentwicklung und die Umgestaltung der Hauptstraße zur Begegnungszone sowie die Verlegung der Musikschule vom Stadtrand mitten ins Zentrum brachten den nötigen Schwung.
Zum Abschluss des interessanten ersten Konferenztags gab es Gelegenheit, zwei geführte Rundgänge in Kufstein zu erleben.
Einen Einblick in die historische Stadt konnten die TeilnehmerInnen beim Nachtwächter-Rundgang gewinnen. Mit Laterne, Umhang und Hellebarde führten die Nachtwächter Martin Nagiller und Harald Löffel vom Convention Bureau Kufstein entlang geschichtsträchtiger Pfade durch die Festungsstadt Kufstein und brachten Erzählungen von früher zu Gehör.
Zeitgleich stellten Merle Schroer und Bianca Kaczor (D) das Münchner Spiel "kreuz & quer" vor und gaben Gelegenheit, das Spiel vor Ort auszuprobieren. Dazu wurden zuvor mehrere kleine Boxen im Stadtgebiet aufgehängt, die es zu finden galt. Hatte man eine Box gefunden, konnte man sich dort mit einer RFID-Karte registrieren. Das Spiel dient dazu zum Zufußgehen zu motivieren und die Stadt zu erkunden.
Am zweiten Konferenztag standen Fragen zur Mobilität der Zukunft sowie Gesundheitseffekte des Gehens im Mittelpunkt. Es wurde der Frage nachgegangen, welche neuen Tools in der Verkehrsplanung Anwendung finden und wie zum Gehen im Alltag motiviert werden kann. In seinen Begrüßungsworten verwies DI Wasner (BMVIT) auf aktuelle Studienergebnisse und zeigte neue technologische Potentiale auf.
Stephan Tischler von der Universität Innsbruck berichtete im Rahmen seines Plenarbeitrags über Chancen und Grenzen neuer Technologien. Urbane Mobilitätslabore ermöglichen neuartige, experimentelle Umgebungen um das Mobilitätsverhaltens der VerkehrsteilnehmerInnen zu verändern. Das Zentrum für Transformation & Mobilitätsverhaltensänderung (CMC) versteht sich als Plattform für einen Wissensaufbau und –austausch zwischen den fünf eingerichteten urbanen Mobilitätslaboren. Ziel ist die Sensibilisierung und Befähigung von AkteurInnen mit dem Schwerpunktthema Digitalisierung, Tourismus und Beteiligung.
Gerd Sammer wies in seinem Vortrag darauf hin, dass weltweite verkehrswissenschaftliche Befunde anhand von Big-Data und von automatisierten Tracking- Erhebungen mittels GPS eine signifikante Untererfassung von kurzen Wegen der Mobilität zeigen. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Input Österreich Unterwegs“ wurde daher eine Korrekturmethode entwickelt. Damit stehen Daten für die Mobilitätserhebung Österreich Unterwegs 2013/14 und die vorhergehende Mobilitätserhebung 1995 zur Verfügung, die alle relevanten Mobilitätsindikatoren ohne Untererfassung unverzerrt abbilden. Dies ist insbesondere für den nichtmotorisierten, also den Fußgänger- und Radverkehr, von essentieller Bedeutung.
Neben Werkzeugen zur Planungsunterstützung im Bereich aktiver Mobilität wurden Systemszenarien für das automatisierte Fahren in der Personenmobilität sowie neue Berechnungsmethoden für eine aktiv-mobile Flächennutzung in urbanen Räumen vorgestellt. Von einem „smarten Sitzmöbel“, das zum kurzen Verweilen im Straßenraum einlädt, konnten sich Interessierte vor dem Eingang des Kultur Quartiers selbst überzeugen.
Im ersten Beitrag präsentierte Aggelos Soteropoulos von der TU-Wien, das Projekt SAFIP - Systemszenarien automatisiertes Fahren in der Personenmobilität. In diesem Forschungsprojekt wurden für Österreich mögliche Zukunftsbilder mit automatisierter Mobilität entwickelt um deren verkehrsrelevante Wirkungen abschätzen zu können.
Wie die vielfältige Flächennutzung im urbanen Raum verteilt ist, erklärte Benjamin Tschugg von TU-Wien mit Hilfe des Projektes „FAIRSPACE“. Das Projekt verfolgt das Ziel, neue Indikatoren für eine Planung, welche die Flächeneffizienz nachhaltiger und aktiver Verkehrsmittel unter Zeitkomponenten einbezieht, zu erforschen. Dazu werden die Nutzungen und Funktionen öffentlicher Räume unter Berücksichtigung der zeitlichen Flächeninanspruchnahme untersucht.
Josefine Schneider von yverkehrsplanung stellte das Projekt „Walk Your City" vor. Das zielgruppenspezifische und verhaltensbasierte Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Lebensqualität in Städten durch Förderung von Zufußgehen als aktive und gesundheitsfördernde Fortbewegungsform entscheidend zu verbessern. Ziele dieses Projektes waren zum Beispiel die kollektive Bewusstseinsförderung durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und Aufwertung einer „FußgängerInnen“-Kultur aber auch die Veranschaulichung bzw. sinnliches Erleben der positiven verkehrlichen und gesundheitlichen Effekte infolge vermehrten Zufußgehens.
Das Projekt ACTIV8II, ein datenbasiertes Werkzeug zur Planungsunterstützung im Bereich aktiver Mobilität stellten Roland Hackl und Clemens Raffler von tbw research GesmbH vor. Der im Forschungsprojekt entwickelte Ansatz zeigt datenbasiert, welche Maßnahmen vor Ort gesetzt werden müssen, um strategische und verkehrspolitische Ziele zur aktiven Mobilität (mehr Rad- und Fußverkehr) effizient erreichen zu können.
Das von Linda Dörrzapf, TU Wien, vorgestellte Projekt „Walk&Feel“ zielt auf die Entwicklung einer Methodik ab, die die Bedingungen für FußgängerInnen auf ihren täglichen Wegen verbessern soll. Eine Voraussetzung dafür ist eine umfassende und qualitativ hochwertige Datenbasis zur Beurteilung der Walkability. Das Projekt „Walk&Feel“ verbindet subjektive und objektive Methoden, um eine neue Sichtweise auf die Wahrnehmung und Emotionen von FußgängerInnen zu schaffen. Auf diese Weise werden räumliche Bedingungen wie Straßengestaltung, bebaute Umwelt und wahrgenommene Sicherheit bewertet, um eine besser „begehbare“ Infrastruktur zu erreichen.
Abschließend gab Stefan Schönfelder von der WU-Wien Details zu PLOGchain - Innovative IT-Lösung und Anwendungsperspektiven für die aktive Mobilität. Ein mögliches Einsatzfeld ist eine dienstleistungenübergreifende Plattform-Lösung für das aktuell intensiv diskutierte Konzept des „Mobility-as-a-Service“ (MaaS). Bei diesem sollen die Angebote des Öffentlichen Verkehrs, von Sharing- oder Park-Diensten integriert werden. Die Blockchain würde die technologische Basis für die multimodale Reiseplanung und Reisedurchführung bilden.
Anregungen und Ideen für ge(h)sundheitsfördernde Projekte wurden in der Session 2 vorgestellt. Sandra Wegener (BOKU) nannte dazu praxisnahe Beispiele wie das Geh-Café - geführte Spaziergänge in Wien, das Projekt „Gemeinsam Gehen“ in der Steiermark, „Rad Buddy“ der Radlobby oder der Mobilitätslehrgang vom Klimabündnis. Diese und andere Beispiele sind in der FGÖ-Broschüre „Aktive Mobilität - gesund unterwegs“ für Gemeinden und Städte zusammengefasst dargestellt, welche für InteressentInnen bei der Fachkonferenz auflag.
Das Projekt „Wir bewegen was“ zielt darauf ab, Städte bewegungsfreundlich zu gestalten. Dabei werden mittels partizipativer Prozesse mit Jugendlichen in Wörgl, Klagenfurt und Villach verschiedenste Aktionen und Maßnahmen definiert. Das Projekt läuft noch bis November 2020 berichtete Gernot Antes vom Netzwerk Gesunde Städte Österreich.
Gesunde Erkenntnisse zum Gehen präsentierte Heinz Fuchsig (AUVA) in seinem interessanten Impulsbeitrag. Er gab zu bedenken, dass die Veränderungen des Klimawandels bereits jetzt spürbar sind. Umso wichtiger ist es, beschattete Wege im Sommer, Brunnen, Trinkwassermöglichkeiten, Sitzgelegenheiten und ähnliche Qualitäten im öffentlichen Raum vermehrt anzubieten. Er stellte fest, dass Investitionen in den ÖV und in eine gute Infrastruktur, die die aktive Mobilität fördert, auch die Gesundheit der Menschen verbessert und damit volkswirtschaftlich günstiger ist.
Die sieben Prinzipien des „universal design“ brachte Elmar Fürst von der WU-Wien den TeilnehmerInnen näher. Es ist eine zentrale Aufgabe, dass alle Menschen ein bestimmtes System unabhängig und selbstbestimmt nutzen können. Lösungen, die über die erforderlichen Mindestanforderungen hinaus zusätzlichen Komfort schaffen, erzeugen einen nachhaltigen Nutzen für alle – auch für Mütter/Väter mit Kinderwagen, Personen mit schwerem Gepäck oder Menschen mit temporären Beeinträchtigungen. Ein barrierefreier Straßenraum wird komfortabler und damit attraktiver für alle, die die positiven und ge(h)sundheitsfördernden Aspekten des Zufußgehens nutzen.
Diese Session ging der Frage nach, welche quantitativen und qualitativen Aspekte einen lebenswerten öffentlichen Raum befördern.
Dazu stellte Michael Meschik (BOKU Wien) die Situation in der Südstadt, einem Teil von Maria Enzersdorf, dar. Dort wird derzeit versucht, ein sehr kompaktes und dichtes Wegenetz, das momentan noch mit allgemeinem Fahrverbot belegt ist für den Radverkehr zu erschließen.
Park2Park verwandelt Parkplätze einer städtischen Beton-Dschungel-Umgebung in einen Ort mit Grün, Leben und Menschen. Die zentrale Idee liegt darin, urbane Parkplätze temporär in kleine grüne Inseln der Ruhe zu transformieren. Fred Dotter von M21 International, brachte seine Erfahrungen bei der Umsetzung im Grazer Straßenraum ein. Zusammen mit dem Mobility Lab Graz wurden veränderbare Module entwickelt, um einen temporären Aufenthaltsraum zu schaffen. Die Funktionen dieser Module sollen durch Sitzelemente, Begrünung, Wasser, Fahrradabstellanlagen und vielem mehr die Elemente einer lebendigen Stadt widerspiegeln.
Robert Luger von 3:0 Landschaftsarchitektur und Michael Skoric von con.sens mobilitätsdesign stellten mithilfe ihres Projektes „Cuul Box“ vor, wie ein Straßenraum zum Lebensraum werden kann. Wichtig dabei ist, Platz zu schaffen für Menschen und Bäume durch Innovation. Anhand einiger Beispiele wie der Mariahilfer Straße in Wien und dem Dorfplatz Gaschurn wurde gezeigt, wie sich ein Straßenraum entwickeln und verbessern kann.
Temporäre und saisonale Nutzungen von Flächen, die sonst dem Kfz-Verkehr vorbehalten sind, schaffen neue Freiraum-Potenziale in dichter werdenden Städten. Besonders in München gibt es einige neue temporäre Straßennutzungs-Projekte, die von Paul Bickelbacher, Stadtrat LH München (D) vorgestellt wurden.
Im letzten Beitrag erzählten Victoria Zawadil und Magdalena Dessl, Schülerinnen vom Gymnasium Kufstein, davon wie sie sich ein Kufstein von Morgen vorstellen.
Im Rahmen eines Gesprächs am Podium unter dem Motto: „Begegnung - wie geht es gut zu Fuß weiter“ zogen Stephan Tischler (Universität Innsbruck), Manuel Tschenet, (Regionalmanagement Kufstein & Umgebung), Thomas Pilz (AAPS), Monika Litscher (Fussverkehr Schweiz) und Dieter Schwab (Walk-space.at) ein positives Resümee der Veranstaltung.
Abschließend hatten die Teilnehmenden mit den "Walk-Shops" – den Workshops in gehender Form – Gelegenheiten die Stadt Kufstein zu erkunden.
Thomas Pilz (aaps) führte gemeinsam mit Stadtrat Stefan Hohenauer (Stadt Kufstein) zu den fünf Begegnungszonen.
Christian Lunger (motasdesign) und Birgit Berger (Stadt Kufstein) informierten im Rahmen des Rundganges über wesentliche Aspekte des Leitsystems in Kufstein.
Über die Architekturperlen informierte Stadtbaumeisterin Elisabeth Bader (Stadt Kufstein) in einem eigenen Rundgang.
Zudem gab es die Möglichkeit, die historische Fuß- und Radwegachse Leopoldstraße in Innsbruck mit Teresa Kallsperger zu besuchen.
Danke für die interessanten Beiträge im Rahmen des "Call for Content"!
Bis Ende April wurden zahlreiche Projekte passend zu den Konferenzschwerpunkten gesammelt.
Das Programmkomitee hat Anfang Mai getagt.
- Vorträge & Präsentationen
- Workshops | Diskussion | Sessions
- Speed-Dating
- Good-Practice | Austausch | Vernetzung
- "Walk-Shops" (Rundgänge) & regionale Exkursionen
Die Veranstaltung richtete sich u.a. an Städte und Gemeinden in Österreich und international, an die interessierte Fachöffentlichkeit sowie an:
- Kommunale MultiplikatorInnen & EntscheidungsträgerInnen, Politik
- Verwaltungen, Dienststellen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene (Kantone)
- MultiplikatorInnen / ExpertInnen / AkteurInnen in den Bereichen:
Verkehrs-, Stadt- und Raumplanung
Architektur
Forschung & Mobilität
Technologie & Innovation
Bildung
Gesundheit, Prävention, Sport - Privatwirtschaft und NGOs
- Vertretungen von Fachverbänden
- Mobilitätszentralen, klimaaktiv, andere intermediäre Einrichtungen
- internationale Gäste & interessierte BürgerInnen
- Austausch, Wissensvermittlung und Vernetzung zum Thema Fußverkehr nachhaltig, aktivmobil, Personenmobilität
- Bewusstseinsbildung in der (Fach-)Öffentlichkeit, in den Zielgruppen
- Vernetzung der AkteurInnen in Österreich und international
- Vorgangsweisen, Strategien, Kampagnen
- Austausch Good-Practice, bewährte Praxisbeispiele
- Begegnungszonen: Österreich / international
Beim "Speed-Dating" werden an mehreren Tischen unterschiedliche "Speed-Dating" - Projekte / Initiativen / Strategien / Themen, etc. für ein paar Minuten (ca. 10 min) in mehreren Runden (ca. 6) vorgestellt.
Den "Speed-Dating" - ReferentInnen steht ein Stehtisch zur Verfügung, auf dem gegebenenfalls Projektmaterialien / Handouts, etc. für InteressentInnen bereit gelegt werden können. Während der gesamten Session bleiben die InputgeberInner an Ihrem Tisch. Die Gruppe an InteressentInnen hat in jeder Runde die Möglichkeit sich im Dialog zu informieren. Wenn das Signal zum Wechseln ertönt, wechselt die Gruppe an InteressentInnen an einen anderen Tisch und es gibt erneut Gelegenheit sich auszutauschen.
Eine gute Möglichkeit in kurzer Zeit mehreren InteressentInnen Projektinformationen zu geben und sich zu vernetzen.
Die übermittelten Projekte wurden mit Namen und Institution auf der Homepage und im Tagungsband veröffentlicht.
Im Rahmen der "WALKSHOPS" – den Workshops in gehender Form – gab es Fachrundgänge am Konferenzort.
Begegnungszonen, Orientierung, Fußwegenetze, Gestaltungsaspekte, Straßendesign waren unter anderem Themen der Rundgänge in Kufstein.
Die Fachkonferenz wurde unter dem Zeichen der Umwelt und Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Der Veranstaltungsort war zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar – es wurde eine umweltfreundliche Anreise empfohlen.
In Bezug auf Ankündigung und Ausrichtung der Veranstaltung wurde auf Schonung der Ressourcen geachtet. Der Programmfolder stand auf Recyclingpapier zur Verfügung.
organisatorische Leitung:
DIin Martina Strasser | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
inhaltliche Leitung:
DI Dieter Schwab, Obmann Verein walk-space.at
Kultur Quartier Kufstein
Theaterplatz 1
A-6330 Kufstein
Einladung zur XIII. Österr. Fachkonferenz für FußgängerInnen 2019 in Kufstein unter dem Motto:„Da ist was los im lebenswerten Straßenraum":
Das waren die » bisherigen Fachkonferenzen für FußgängerInnen
Mit Dank an die KooperationspartnerInnen und UnterstützerInnen:
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Fussverkehr Schweiz und Fuss e.V., SRL (D)
Mit Dank an sonstige UnterstützerInnen: