„Venedig des Nordens“ zu Fuß - Walkable Stockholm
Stockholm – eine wundervolle FußgängerInnenstadt – das „Venedig des Nordens“ hat an neuralgischen zentralen Punkten Stelen positioniert, um die gewünschten Wege gut finden zu können, um sich gut zu orientieren. Auffallend sind natürlich die umfassenden Möglichkeiten an der atemberaubenden „Waterfront“ zu Fuß zu gehen – egal auf welcher Insel man sich gerade befindet – die Uferbereiche sind attraktiv und offen für alle!
Im zentralen Citybereich gibt es qualitätsvolle FußgängerInnenstraßen – Löwen sind die „Gatekeeper“ – in kurzer Zeit hat sich die FußgängerInnenanzahl dort verdoppelt, auch die Geschäftsleute sind sehr zufrieden. Wundervoll gestaltete Plätze, Umgestaltungen von Straßenräumen haben sich – zusätzlich zu der Citymaut – sehr bewährt und verstärken das pulsierende Leben mit mehr Platz und Aufenthaltsqualität für FußgängerInnen. Die Gestaltung ist auch in Stockholm, der Stadt des Designs, zentral – daher werden einige Straßen ganz bewusst zugunsten das Rad- und Fußverkehrs umgestaltet – neue Tramlinien in den Straßenraum mittig integriert werden - auch wenn dieses Unterfangen teuer ist und dafür der PKW-Verkehr eliminiert werden wird. Die Menschen wollen es!
Der öffentliche Verkehr – ganz wichtig als Rückgrat für den Fußverkehr – hat ein enges Netz aus Bahn, U-Bahn, Tram und Bussen – mit einem großen Manko – der Bedienhäufigkeit in den Abend- und Nachtstunden sowie an Wochenenden. Radfahren in Stockholm mit einem gut verteilten Leihradsystem ergänzt diese Lücken bisweilen – ansonsten bleibt nur Warten oder zu Fuß gehen!
Die Ziele bzw. Kriterien des walkable Stockholm City-Plans sind: Barrierefreiheit , Wahlfreiheit für das zu Fuß gehen als gute Option, bessere, qualitätsvollere & schönere Routen und besonders verbesserte FußgängerInnenstraßen und –zonen.
Mit der „Vision Zero“ versucht Stockholm bei Zebrastreifen vermehrt anzusetzen (Verbreiterung wegen zunehmendem Fußverkehr) – auch wenn mancherorts wegen mangelnder Streifen AnrainerInnen mit Spraydosen zur Selbsthilfe greifen, wo diese mangeln (siehe Fotogalerie).

Ansonsten gibt es im Zentralbereich und auch besonders dort, wo Steigungen sind, oftmals Durchgänge, Brücken, Treppenanlagen, etc. – manchmal auch mit Radabstellmöglichkeiten. Beim zu Fuß gehen spielen das „Sehen und sich Treffen“ besonders auf Plätzen und in Parks einen großen Stellenwert.
Der Winter verlangt v.a. Service und Dienstleistung – Expressschneeräumungen für Rad- und Fußverkehr ist Standard!
Stockholm hat, wie viel andere Städte auch, natürlich Probleme mit den Strukturen, die aus den 60er und 70er Jahren stammen. Im Winter werden derzeit immer noch viele FußgängerInnenstraßen dem Autoverkehr ein wenig zurück geben, ansonsten befindet sich dort – „Outdoorseating“ statt Parkplätzen – die Menschen lieben dieses Konzept!
ein Bericht von DI Dieter Schwab, walk-space.at
» "Exploring the Streets of Stockholm"
» "How Stockholm Became the Ultimate Walkable City"
Es gibt bisher wenig (Grundlagen-)Literatur zum Thema. Umso erfreulicher ist es, dass diese neu erschienene Publikation eine von vielen Lücken schließt. Auf rund 90 Seiten werden kompakt wichtige Informationen in grafisch ansprechender Weise zu den Themen Kriterien für gute Fußwege, Netzplanung, Elemente des Fußwegenetzes, Sicherung des Fußwegenetzes, Hinweise zu Projektierung, Unterhalt und Orientierung wiedergegeben. Damit wird ein grober Überblick über das Thema skizziert und eine verständliche Einführung gegeben. Doch auch für lang erfahrene PraktikerInnen stellt das Handbuch ein gutes Nachschlagewerk mit Richtwerten, Kriterien, Methoden und grundsätzlichen Planungsüberlegungen zum Fußverkehr dar.
Wie schafft man attraktive Wegverbindungen und welche Gestaltungsanforderungen müssen für den Fußverkehr erfüllt werden. Damit beschäftigt sich das zweite Kapitel und nennt Richtwerte und Empfehlungen zu Wegebreiten, Belag, Wegeführungen, Umfeldgestaltung und Längsgefälle. Weiters wird auf Verkehrssicherheitsaspekte und Sicherheit für FußgängerInnen allgemein (objektive und subjektive Sicherheit) eingegangen, denn gerade Sicherheit ist das bedeutendste Entscheidungskriterium bei der Verkehrsmittelwahl. Außerdem sollte das Fußwegenetz zusammenhängend und dicht sein (im Handbuch wird von einer max. Maschenweite des Wegenetzes von 100m gesprochen). Wege sollten möglichst direkt Ziele miteinander verbinden, ohne dabei große Umwege in Kauf nehmen bzw. Barrieren überwinden zu müssen. Deswegen ist die barrierefreie Errichtung von Wegen unerlässlich, schließlich dienen diese nicht nur Menschen mit Behinderung im engeren Sinn, sondern auch älteren Menschen, Personen mit Kindern, mit Gepäck oder mit temporären Einschränkungen. Darüber hinaus bedarf es einer leicht verständlichen Orientierung, sei diese gestalterisch-baulich umgesetzt wie auch in Form von Hinweisschildern.



















