ZU FUSS INFO 1
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Besonders in der kälteren Jahreszeit erscheinen anlassbedingt Pressemeldungen, wie sich Fußgängerinnen und Fußgänger vor Unfällen im Straßenverkehr schützen sollten. Dabei wird darauf hingewiesen, dass es doch das Beste sei, helle, auffällige Kleidung zu tragen, im Optimalfall sogar mit reflektierendem Material und aus Sicherheitsgründen auf den eigenen Vorrang zu verzichten.
Diese etwas einseitige Betrachtungsweise des Themas, zumal auch nicht jeder in leuchtender Kleidung oder mit Warnweste herumlaufen möchte, gehört um weitere Aspekte erweitert: Das Grundproblem stellen oftmals die zu hohen Geschwindigkeiten, Alkoholeinfluss und ein Verhalten, das nicht der Situation angepasst ist, dar.
Anstatt verstärkt die schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen in die Pflicht zu nehmen, sollte vielmehr umfassend gedacht werden, denn Räume, die ein sicheres Zufußgehen mit Komfort ermöglichen sind in diesem Zusammenhang ebenso Thema.
Wichtig sind u.a.:
Insbesondere sollten sich innerstädtische Verkehrsräume zu Lebensräumen wandeln - eine allgemeine Entschleunigung des Verkehrs ist dafür Grundvoraussetzung.
Selbstverständlich stellt sich auch die Frage der entsprechenden Beleuchtung an dieser Stelle. Linksabbieger können beispielsweise durch entgegenkommende Fahrzeuge geblendet werden. Das Auge versucht dies auszugleichen und dadurch kann ein/e querende/r Fußgänger/in übersehen werden. Für den FußgängerInnenschutz ist es daher nach einer Berliner Studie wichtig, eine Kompensation der Blendung der KraftfahrerInnen durch entgegenkommende Fahrzeuge vor allem an Lichtsignalanlagen zu erreichen.
Reflektierende Materialien für FußgängerInnen, die auch in der Kleidung eingewoben sind, können freilich in einzelnen Situationen nützlich sein. Man sollte aber nicht nur diese Maßnahme in Betracht ziehen, sondern bessere Rahmenbedingungen schaffen (siehe oben).
Und zuletzt ein Hinweis für das Verhalten, der auf alle VerkehrsteilnehmerInnen zutrifft: Mehr Ruhe & Gelassenheit, denn sich selbst bewusst mehr Zeit zu nehmen schützt schließlich uns alle und zwar vor uns selbst und voreinander.
Weitere Hintergrundinfo: siehe Wissen Kompakt 8 (Beitrag „Verkehrssicherheitsstatistik – Schwerpunkt FußgängerInnen-Sicherheit“)
Italien ist bekannt für das rege öffentliche Leben auf seinen Plätzen: Überall im Land wird draußen geplaudert, getrunken und gegessen. Die öffentlichen Räume, meist kleine Plätze, die mehrere hundert Jahre alt sind, dienen so als erweitertes Wohnzimmer. Das macht einen Teil des sowohl von Einheimischen als auch von Urlaubern immer wieder geschätzten italienischen Lebensgefühls aus.
So ist es nicht verwunderlich, dass bei neuen Quartieren ebenso darauf geachtet wird, Räume für das Leben draußen zu errichten. Ein gelungenes Beispiel in Mailand zeigt, dass auch in Neubauquartieren, deren Plätze genauso lebendig und aktiv sein können: Das Quartier Porta Nuova liegt zentral, direkt am Bahnhof Garibaldi und nächst der Flaniermeile Corso como. Das im Aufbau befindliche Büro- und Wohnviertel ist bereits gut besucht, wie an der Piazza Gae Aulenti zu sehen ist. Dies trotz der nahen Lage zur bereits gut frequentierten Flaniermeile, zu welcher auch eine direkte Verbindung geschaffen wurde, und der Baustellen nebenan.
Die Piazza Gae Aulenti ist eingerahmt von der spektakulären Uni-Credit-Firmenzentrale, dem höchsten Gebäude Italiens. Doch nicht (nur) die spektakuläre Architektur ist es, die diesen Platz zum Leben erweckt: durch viel Fläche für Geschäfte, Restaurants und Cafés im Erdgeschoß und die hochwertige Ausgestaltung des öffentlichen Raumes mit einem querbaren Brunnen wird Aufenthaltsqualität geschaffen. Obwohl der Platz höher als die Straßenebene und noch dazu ein wenig »versteckt« liegt, dient er nicht nur als Abkürzung für FußgängerInnen, sondern auch als Aufenthaltsraum.
Solche öffentlichen Räume mit Aufenthaltsqualität lassen Platz für temporäre Aktivitäten: Ende November wurde ein Rasen für einen Schanigarten ausgelegt. Diese kleine Veränderung verstärkte die Aktivität auf dem Platz nochmals, auf welchem nun auch auf Rasen gemütlich ein Espresso oder ein Panini genossen werden konnte. Und rundherum wird geplaudert, getrunken und gegessen – aber auch gespielt und eingekauft.
Ein Beitrag von Isaak Granzer
Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, Bergische Universität Wuppertal
„WeltfußgängerInnenkonferenz“ Walk 21 in Sydney war eine Reise wert!
Sydney ist ein äußerst attraktives Reiseziel – erst recht, wenn dort die Walk21 stattfindet. Deswegen machten sich mehr als 400 Fußverkehrs-Experten auf den Weg zum einzigartigen Tagungsort des Luna Park am Fuße der Harbour Bridge, in dem die nunmehr 15. Walk21 „Walking und Liveable Communities“ - Konferenz am 21.-23. Oktober 2014 stattfand.
Die Delegierten kamen vorwiegend aus Australien und Neuseeland, den USA und Kanada, wobei auch einige Experten aus Asien, Afrika und Europa den weiten Weg auf sich genommen haben –es hat sich in jedem Falle gelohnt. Die Stadt Sydney freute sich als einer der Gastgeber gemeinsam mit der Regierung von NSW, einen Beitrag zur weltweiten Verbesserung des Fußverkehrs leisten zu können.Es ging vor allem darum, voneinander zu lernen und zu hören, was andere Städte tun, um die Lebensqualität, die Gesundheit, die Aufenthaltsqualität, die Attraktivität und die Begehbarkeit ihrer Städte zu verbessern.
Sydney lieferte dabei in vielen Präsentationen und Walk Shops eindrucksvolle Beispiele der Förderung des zu Fuß Gehens, auch wenn angesichts der teilweise breiten Straßen und der langen Wartezeiten an Fußgängerampeln noch viel zu tun bleibt.
Seit etwa zehn Jahren investiert Sydney ganz bewusst in die Attraktivität der Stadt und fördert gezielt den Fußverkehr, der in der Innenstadt ein spürbar großes Gewicht hat. Mehr als 90 Prozent der Wege im Stadtzentrum von Sydney werden zu Fuß zurückgelegt. Die Stadt gibt in einem aktuellen Förderungsprogramm derzeit rund 50 Mio. AUS-$ aus, um das Aussehen und die Sicherheit der Gehwege in Sydney zu verbessern und weitere 8 Mio. AUS-$ werden zur Verbesserung des Fußgängerleitsystems verwendet. Sydneys Strategie mit der Zielsetzung, allen Bürgern innerhalb von 10 Minuten alltägliche Waren und Dienstleistungen sowie innerhalb von 5 Minuten Grünanlagen und ein grünes Netzwerk zu Fuß erreichbar zu machen, ist eine bewundernswerte Normsetzung, die für andere Städte als Maßstab dienen kann.
Die diesjährige Walk 21-Konferenz konzentrierte sich mit mehr als 150 Vorträgen auf das Thema des Wandels hin zu einer fußgängerfreundlichen Umgebung. Dabei ging es in vielen Beiträgen darum, die amerikanische und australische Lebensweise, die stark durch das Auto geprägt ist, mit sensibilisierenden und aktivierenden Maßnahmen nach und nach zu verändern. Im Vordergrund standen die Erörterung der Chancen und Möglichkeiten sowie der Wirkungen von Maßnahmen zur Förderung des Fußverkehrs und der erforderlichen Umsetzungsstrategien.
Zahlreiche Beispiele aus vielen Ländern der Welt zeigten einen Wandel, bei dem Straßen und öffentlichen Plätze „neu erfunden“ und teilweise auch mit kurzfristigen und kostengünstigen Veränderungen neu gestaltet und in zunehmendem Maße angenommen werden. Angesichts der immer noch großen Zersiedlung in Ozeanien und Amerika widmete sich zudem ein großer Teil der Konferenz auch den Suburbias, den vorstädtischen Gebieten und den ländlichen Räumen, in denen gerade multimodale Lösungen eines Mobilitätsmanagements zur Steigerung von Fußgängeranteilen führen können.
Walk21 hat sich mittlerweile zu einem nicht mehr wegzudenkenden globalen Wissensnetzwerk und zu einer beliebten Veranstaltungsreihe entwickelt, die in diesem Jahr in Wien Halt macht.
Alle Präsentationen der Walk21 Sydney gibt es unter:
http://www.walk21sydney.net/presentations/
Seit dem „Handover“ der Stadt Sydney am Ende der Konferenz an die Vizebürgermeisterin von Wien - Maria Vassilakou – freut sich die „FußgängerInnenwelt“ auf die Walk 21 in Wien 2015.
Mit Dank an den Gastautor Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, Bergische Universität Wuppertal
Themen zum "zu Fuß gehen" aus 2015
Unsere "Geh-Community" erhält mit der Infomail 4x / Jahr:
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Die walk-space.at Infomail kann kostenlos per Mail erhalten werden. Den erweiterten Newsletter (u.a. mit dem Kapitel Wissen) gibt es nur für Mitglieder: Mitglied werden
bis 16. Februar 2015 läuft noch der Call for Content für die zweitägige Konferenz, welche unter dem Motto "gut zu Fuß - vital begegnet" am 18. und 19. Mai 2015 in Bregenz stattfindet. Call for Content: Mitmachen als ReferentIn / ImpulsgeberIn Falls Sie zu einem der genannten Themenbereiche interessante Inhalte oder Projekte im Plenum / Workshop / Pecha Kucha (Kurzpräsentation) / "Speed-dating Session" (Kurzvorstellung eines Projekts in kleiner Runde) / Walkshop (thematischer Rundgang) vorstellen möchten, senden Sie bitte bis 16.02.2015 eine kurze Beschreibung (1 Seite in DIN A4-Format) an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Veranstaltung richtet sich an die interessierte Fachöffentlichkeit, kommunale MultiplikatorInnen, EnscheidungsträgerInnen, ExpertInnen der Verkehrs-, Stadt-, Raumplanung, der Verwaltungen, an Bildungseinrichtungen und die Privatwirtschaft, Planungsbüros, Interessensvertretungen sowie an NGOs im Bodensee-Dreiländereck und darüber hinaus. ![]()
IX. österreichische Fachkonferenz für FußgängerInnen Termin: 18. und 19. Mai 2015 Mehr Informationen finden Sie hier:
mit Dank an die KooperationspartnerInnen und UnterstützerInnen! Danke für eine Weiterleitung in Ihrem Netzwerk. Viel Freude beim Zufußgehen wünscht Ihnen das Walk-Space-Team! Dieter Schwab, Obmann, Martina Strasser, org. Projektleitung
weitere Termine 2015:
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Walk-Space.at | Der österreichische Verein für Fußgängerinnen | ZVR 078105059 | Bennogasse 10/22, 1080 Wien
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« Ici, c’est capitale ! » – „Hier ist die Hauptstadt!“ war das Motto der Kulturhauptstadt Marseille vergangenes Jahr. Für 2013 wurden in den vergangenen Jahren viele Impulse in und um Marseille gesetzt. Dabei wurden nicht nur neue Museen gebaut, auch im öffentlichen Raum wurde der Anspruch als Kulturhauptstadt sichtbar gemacht.
Durch Interventionen und Installationen an vielen Plätzen, gerade im öffentlichen Raum, entstanden zweckmäßige Einrichtungen in attraktiver und künstlerischer Ausgestaltung. Doch nicht nur das: Auch neue Verbindungen wurden geschaffen, um die Kulturhauptstadt zu Fuß zu erleben.
Darüber hinaus wurde die « piétonnisation », die Schaffung von Fußgängerzonen, im Zuge des Kulturhauptstadtjahrs forciert. Kombiniert mit Kunstinstallationen entstanden somit auch attraktive Räume, die zum Verweilen einladen.
Gehen Sie mit uns auf einen kleinen Streifzug - Impressionen:
Beitrag von:
Isaak Granzer
Christian Zeilinger
Themen zum "zu Fuß gehen" aus 2014
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