Italien ist bekannt für das rege öffentliche Leben auf seinen Plätzen: Überall im Land wird draußen geplaudert, getrunken und gegessen. Die öffentlichen Räume, meist kleine Plätze, die mehrere hundert Jahre alt sind, dienen so als erweitertes Wohnzimmer. Das macht einen Teil des sowohl von Einheimischen als auch von Urlaubern immer wieder geschätzten italienischen Lebensgefühls aus.
So ist es nicht verwunderlich, dass bei neuen Quartieren ebenso darauf geachtet wird, Räume für das Leben draußen zu errichten. Ein gelungenes Beispiel in Mailand zeigt, dass auch in Neubauquartieren, deren Plätze genauso lebendig und aktiv sein können: Das Quartier Porta Nuova liegt zentral, direkt am Bahnhof Garibaldi und nächst der Flaniermeile Corso como. Das im Aufbau befindliche Büro- und Wohnviertel ist bereits gut besucht, wie an der Piazza Gae Aulenti zu sehen ist. Dies trotz der nahen Lage zur bereits gut frequentierten Flaniermeile, zu welcher auch eine direkte Verbindung geschaffen wurde, und der Baustellen nebenan.
Die Piazza Gae Aulenti ist eingerahmt von der spektakulären Uni-Credit-Firmenzentrale, dem höchsten Gebäude Italiens. Doch nicht (nur) die spektakuläre Architektur ist es, die diesen Platz zum Leben erweckt: durch viel Fläche für Geschäfte, Restaurants und Cafés im Erdgeschoß und die hochwertige Ausgestaltung des öffentlichen Raumes mit einem querbaren Brunnen wird Aufenthaltsqualität geschaffen. Obwohl der Platz höher als die Straßenebene und noch dazu ein wenig »versteckt« liegt, dient er nicht nur als Abkürzung für FußgängerInnen, sondern auch als Aufenthaltsraum.
Solche öffentlichen Räume mit Aufenthaltsqualität lassen Platz für temporäre Aktivitäten: Ende November wurde ein Rasen für einen Schanigarten ausgelegt. Diese kleine Veränderung verstärkte die Aktivität auf dem Platz nochmals, auf welchem nun auch auf Rasen gemütlich ein Espresso oder ein Panini genossen werden konnte. Und rundherum wird geplaudert, getrunken und gegessen – aber auch gespielt und eingekauft.
Ein Beitrag von Isaak Granzer